Von Taganana zum Lavastrand El Cardonal
Das kleine Dörfchen Taganana im Anaga Gebirge ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer. Das Dorf zählt gerade einmal 500 Einwohner. Die weißen Häuser sind versprengt den Berg hinauf gebaut worden und manch ein Haus befindet sich am Nachmittag in einer Wolke, die der Passatwind mit sich bringt. Wer oben wohnt und ins Dorfzentrum zur Kirche Nuestra Señora de las Nieves y San Blas möchte, muss etliche Höhenmeter bewältigen. Das hält fit ist im Alter wohl eher beschwerlich. Im Ortskern durchziehen schmale Sträßchen den Ort. Das Dorfzentrum ist sehr überschaubar. Die Bars und Restaurants sind auf die Touristen eingestellt und werben mit lokalen Gerichten und schattigen Sitzplätzen auf Terrassen und Plätzen. Zum Zeitpunkt meines Besuchs im Februar 2021 ist es jedoch weitgehend leer. Die Einheimischen sitzen in ihren verwaisten Bars unterhalten sich und warten auf bessere Zeiten.
Im Anaga Gebirge: Der Strand von Playa del Roque
Zur Playa del Roque de las Bodegas sind es von Taganana nur ein paar Autominuten. Dorthin wollen wir wandern, um zur Belohnung im Restaurante Playa Casa Africa Mittag zu essen. Mein Kompass Reiseführer (ja, echt jetzt, ein gedrucktes Buch), den ich vorab konsultiert hatte, zeigt einen Weg nahe der Küste oder etwas oberhalb davon. Wir, Christina mein Besuch aus Deutschland und ich, gehen deshalb durchs Dorf hinunter in Richtung Strand. Am Ortsausgang frage ich noch einen Bauern ob wir hier richtig sind, wenn wir zur Playa del Roque wollen. Ja, am Strand entlang kommen wir hin, meint er. Ein bißchen Zweifel habe ich an der Wegführung, die uns zwar hinab zum Strand führt, jedoch nicht in die gewünschte Richtung. Und so enden wir am Strand Playa Tachero, der leicht südlich von Taganana liegt. Strandweg? Fehlanzeige. Das Meer donnert an die Küste und läuft schaumig über Lavasteine, die in allen Größen den “Strand” bilden. Dabei entsteht ein sehr eindrucksvolles Geräusch: Die kleineren Steine werden vom Sog der rücklaufenden Welle hinaus ins Meer gezogen und schrubben dabei gegeneinander. Wenn die Welle kommt, werden die Steine wieder an Land gespült. Es klingt als ob ein Kieslaster seine Ladung ablädt.
Wieder zurück wollen wir nicht. Also weiter den Strand entlang. So richtig einladend und vor allem sicher sieht das nicht aus, denn das Wasser läuft über den ganzen Strand und macht den Weg glitschig. Wenn das Meer stärker steigt, dann ist hier Land unter. Um zur Playa del Roque zu gelangen, müssen wir wohl oder übel den Strand entlang, um den Barranco am Ufer zu queren anstelle über der Brücke, die sich 100 Höhenmeter weiter oben im Ort befindet. Ich empfehle jedem, den Weg mit Brücke zu nehmen anstelle des Strandwegs. Es gibt keinen Wanderweg entlang der Küste. Weiter oben läuft man auf der regulären Landstraße. Der Wanderführer hat sich erledigt.
Nachdem wir ca. einen halben Kilometer über die Lavasteine gestolpert sind, stehen wir am Ausgang des Barrancos. Weiter am Strand entlang will ich nicht mehr laufen. Zu mühsam und wenn man sich den Fuß verletzt, wäre es äußerst schmerzhaft wieder hinauf zu gehen. Da wir nicht wissen, wo der vermeintliche Wanderweg an der Küste sein soll und von unten auch nichts zu sehen ist, fällt mir meine Drohne ein, die ich ja für einen Rundflug mitgebracht habe. Und so ist sie diesmal nicht nur ein nettes Spielzeug, sondern sehr nützlich, um die Gegend und unsere weiteren Optionen auszukundschaften. Im Video fliegen wir entlang von El Cardonal in Richtung Playa del Roque und blicken auf die markanten Felsen Las Bajas, die vor der Playa de Almáciga liegen.
Der Strandabschnitt von Playa del Roque nach Playa de Benijo
Das Restaurant Playa Casa Africa
Das Restaurant Playa Casa Africa ist weithin bekannt und Rezensionen finden sich auf Google und TripAdvisor. Wenn der Tourismus wiederkommt, geht es hier richtig zu und die Touris werden mit Bussen hierher gekarrt. Im Februar 2021 waren es Pandemiebedingt wenig Besucher. Das Essen kann man als “Landestypisch” bezeichnen. Es ist rustikale kanarische Hausmannskost. Der frische Fisch kommt krustig gegrillt mit einer Zitrone garniert schlicht daher. Begleitet von den Runzelkartoffeln (papas arrugadas) und der typischen Sauce (Mojo). Persönlich vertrage ich nicht zu viel Öl und den vielen Knoblauch, der sich in der Mojo befindet. Aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Empfehlenswert ist auf jeden Fall der Pulpo nach hauseigenem Rezept. Der war echt lecker.
Und der Name Casa Africa? Wer da an Afrika denkt liegt falsch. Es ist der Vorname der Restaurantbesitzerin.
Anfahrt nach Taganana
Mit dem Auto erreicht man Taganana über die TF 12 von Santa Cruz aus oder über La Laguna. Beide Strecken bieten eine kurvenreiche Fahrt über schmale Straßen, unzähligen engen Kurven. Gute Aussichten ins Anaga Gebirge und Blick auf Meer. Parkplätze gibt es im Dorf nicht. Man muss irgendwo entlang der Straße parken und durch das Dorf kann man eh nicht fahren. Sehr gut erreichbar ist das Dorf und auch die Casa Africa per Bus mit der Linie 946 aus Santa Cruz. Die Fahrt dauert nur 50 Minuten. In 2020 war die Fahrt an den Wochenenden sogar kostenfrei! Das ist eine Maßnahme der Verwaltung von Santa Cruz, um Verkehr zu vermeiden und eine ökologische Maßnahme. Am Nachmittag spektakuläre Sichten, wenn der Passat die Wolken über das Dorf hinweg in die Berge treibt. Oben ist man dann über den Wolken. Tolles Lichtspiel.
2 Antworten
Wie immer, wieder ein sehr schöner ausführlicher Beitrag, lieber Roland. Deine Seite gefällt mir ausnehmend gut. Sie ist klar strukturiert, hat Niveau und Charme. Ich wünsche dir viel Erfolg damit!
Hallo Tamara, vielen Dank für deinen positiven Kommentar und Feedback. Ich hoffe die neuen Beiträge gefallen dir ebenso. Und bald gibt es wieder etwas neues.
Liebe Grüße vom Kanarenvogel